75 Jahre Option - Geschichte hautnah

75 Jahre Option - Geschichte hautnah
75 Jahre Option - Geschichte hautnah

Der Zeitzeuge Karl Tarfußer erzählt Schülern von seinem Leben zur Zeit der Option. Am Freitag, den 24. Januar, trafen sich die Klassen 5C und 5D des Pädagogischen Gymnasiums Meran, betreut von den Professoren Zeno Christanell und Jutta Telser, anlässlich eines Projektes der Vereinigten Bühnen Bozen, um die Lebensgeschichte eines Zeitzeugen der Option, Karl Tarfußer, aus erster Hand zu erfahren.

Der aus Nals stammende „Dableiber“ berichtet von seiner Kindheit, seiner Schulzeit mit ausschließlich italienischem Unterricht, den zahlreichen Spannungen in Südtirol und vom großen Krieg, der ihn bis heute prägt. So wie viele andere, ist auch er bereit im Rahmen eines Theaterprojektes als Zeitzeuge der faschistischen Herrschaft in Südtirol auf der Bühne zu stehen. Als einer der ersten Südtiroler, der auf einen italienischen Namen (Carlo) umgetauft werden musste, litten er und seine Familie unter den starken Auseinandersetzungen zwischen den Dableibern und den Optanten. „Sie hobm ins die Fensterscheiben ingschlogn!“, so die Worte des 87-Jährigen. Noch immer schmerzt ihn die Erinnerung an die Streitereien, die Familien und Freundschaften zerrissen, was er auch selber erfahren musste. „Ihm hat i gearn noamol gseign, oder zumindest Pfieti gsog!“, sagt er über seinen Freund, der mit seiner Familie über Nacht nach Deutschland auswanderte. Im Jahre 1939 optierten 275.000 Südtirol für das Deutsche Reich. Mit ein Grund dafür waren ein massive Propaganda und die sogenannte „Sizilianische Legende“, ein Gerücht, welchem zufolge die Dableiber in den Süden Italiens umgesiedelt würden. Schlussendlich wanderten rund 75.000 Menschen aus. Tarfußer, Opa eines Schülers, trat in das Deutsche Heer ein und wurde bereits mit 18 Jahren als Panzerfahrer bei der SS ausgebildet. Nach harten Jahren im Krieg konnte er sich durch Geschick und einiges an Glück aus der amerikanischen Gefangenschaft nach Hause zurückkehren. Nach einem langen und gefährlichen Fußmarsch kam er endlich in seiner Heimat an. Karl Tarfußer erzählte auch von den Jahren nach dem Krieg in denen die Feindseligkeiten unter den Südtirolern unterdrückt wurden: „Sunsch wars net weitr gongen.“ Nun aber schauen einige Betroffene wieder auf die Vergangenheit zurück und geben der jungen Generation die Gelegenheit Geschichte hautnah zu erleben und daraus zu lernen.

75 Jahre Option ist der Ausgangspunkt für das Projekt der VBB, in dessen Mittelpunkt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen stehen. Ihre Biografien werden zum Gegenstand der theatralen Erzählung. Gemeinsam mit Schauspielerinnen und Schauspielern sowie der Musicbanda Franui betreten sie die Bühne und schlagen eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Dabei erklingen Lieder und Instrumentalstücke, die im Zuge der Option auf Tonband aufgezeichnet wurden und für diesen Abend neu arrangiert werden. Ein außergewöhnliches Theaterprojekt mit Live-Musik, das Erinnerung, Authentizität und die Kraft des Erzählens vereint. Die Schülerinnen und Schüler des Pädagogischen Gymnasiums Meran können bei der Generalprobe dabei sein. Die Premiere findet dann am Samstag, 15.02.2014, um 20 Uhr statt. (Melanie Meraner, Magdalena Kofler)

Die Dramaturgie Elisabeth Thaler und der Zeitzeuge Karl Tarfußer im Gespräch mit den interessierten Schülern.